Zwischen Eisenmangel, Entzündung und ernsthaften Erkrankungen
Warum ein einzelner Laborwert selten die ganze Wahrheit sagt
Ferritin – oft als „Eisenspeicherwert“ bezeichnet – spielt eine Schlüsselrolle in der Diagnostik von Eisenmangelzuständen. Doch dieser Laborwert ist mehr als nur ein Indikator für leere Speicher. Als sogenanntes Akute-Phase-Protein kann Ferritin auch bei Entzündungen oder systemischen Erkrankungen erhöht sein. Für eine zuverlässige Interpretation ist deshalb der Kontext entscheidend – und genau darin liegt die Herausforderung wie auch die Chance für eine präzise Diagnostik.
Ferritin – was misst der Wert wirklich?
Ferritin ist ein Eiweißkomplex, der Eisen im Gewebe speichert. Im Blut gibt er indirekt Auskunft über den Füllstand der körpereigenen Eisenspeicher. Ein niedriger Ferritinwert gilt als sicherer Hinweis auf einen Eisenmangel – auch wenn das Serum-Eisen noch unauffällig ist. Kritisch wird es jedoch, wenn Ferritin erhöht ist: Denn dann ist nicht automatisch von „zu viel Eisen“ auszugehen.
Wann Ferritin irreführend sein kann
Erhöhte Ferritinwerte können bei chronischen Entzündungen (z. B. Rheuma), Infektionen, Lebererkrankungen oder sogar Krebserkrankungen auftreten. Besonders wichtig ist die Differenzierung bei gleichzeitig erhöhtem CRP oder Kupfer: Hier spricht vieles für eine entzündliche Genese. Fehlen diese Begleitparameter, aber die Leberwerte sind auffällig, kommt auch eine Hämochromatose (Eisenüberladung) infrage – vor allem, wenn die Transferrinsättigung über 45 % liegt.
Eisenmangel erkennen – aber richtig
Bei Verdacht auf Eisenmangelanämie empfehlen wir mindestens folgende Parameter:
- Kleines Blutbild
- Ferritin
- Serum-Eisen
- Transferrin
- Entzündungsparameter (CRP)
Eine klassische Eisenmangelanämie zeigt sich meist als mikrozytäre, hypochrome Anämie mit niedrigem Ferritin und erhöhtem Transferrin.
Unser Praxis-Tipp: Nicht zu viel, nicht zu wenig testen
Ein durchdachter Laborauftrag verhindert Überdiagnostik – aber auch gefährliche Fehleinschätzungen. In unserer Praxis hat sich die Kombination aus BIO-LABOR Basisuntersuchung plus Ferritin oder alternativ das Anämie-Modul (Ferritin, Vitamin B12, Folsäure) bewährt. Damit erhalten wir ein umfassendes Bild bei gleichzeitig überschaubarem Aufwand.
Fazit: Ferritin ist ein wertvoller Marker – aber kein Einzelkämpfer. Erst im Zusammenspiel mit Anamnese, Entzündungsparametern und weiteren Laborwerten ergibt sich ein klares diagnostisches Bild. Gerade bei unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Infektanfälligkeit oder Haarausfall lohnt sich der gezielte Blick in die Eisenspeicher – aber bitte differenziert!
Du hast Fragen zu Ferritin, Eisenmangel oder unseren Laborpaketen? 👉 Kontaktiere unser Team von medvital360 – wir beraten dich gerne persönlich!
Typische Symptome bei Eisenmangel (mit oder ohne Anämie)
🧠 Neurologisch & psychisch
- Konzentrationsstörungen
- Müdigkeit und Erschöpfung (trotz ausreichend Schlaf)
- Kopfschmerzen
- Innere Unruhe oder Nervosität
- Depressive Verstimmung
💪 Muskulär & allgemein
- Leistungsschwäche, schnelle Ermüdbarkeit
Muskelschmerzen, besonders bei Belastung
Schwächegefühl
🌬️ Kardiopulmonal
- Atemnot bei Belastung
- Herzklopfen oder Tachykardie
🌿 Dermatologisch
- Blasse Haut und Schleimhäute
- Brüchige Nägel, Rillenbildung
- Haarausfall oder glanzloses Haar
- Trockene Haut
- Risse in den Mundwinkeln (Rhagaden)
🧬 Weitere Hinweise
- Kälteempfindlichkeit
- Restless-Legs-Syndrom
- Erhöhte Infektanfälligkeit
- „Plummer-Vinson-Syndrom“ (bei schwerem Eisenmangel: Schluckbeschwerden + Schleimhautveränderungen)